Retrospektive Karlo Kanibalo und Nachruf auf Karl Hilse

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Bild von Karlo Kanibalo in Dahab.

Karlo Kanibalo a.k.a. Karl Hilse, Gründer des Art Store St. Pauli und Aktivist der ersten Stunde bei WOHL ODER ÜBEL, ist am 12. Juni 2018 gestorben.

Vom 7. September bis 4. Oktober 2018 sind seine Bilder in der Retrospektive Karlo Kanibalo zu sehen und auch zu kaufen. Wer werktags tagsüber reinschauen möchte, möge sich im Suicycle Store nebenan melden (bis ca. 19:00) oder an propagandhi@wohloderuebel.net mailen.

Nachruf auf Karl Hilse

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Karl Hilse (1955 – 2018)

 

Unser Freund und Nachbar Karl ist tot.

Karl Hilse, vielen auch unter seinem Künstlernamen Karlo Kanibalo bekannt, war mit seinem Art Store eine Institution in St. Pauli. 1991 eröffnete er die kleine Galerie in der Wohlwillstraße 10 mit einer Mission: Kunst, die sich alle leisten können, oder „Art for Millions“, wie es einmal schön ironisch auf einem Ausstellungsplakat hieß.
Das passte zu Karl, der aus dem Ruhrgebiet kam und dem jede Wichtigtuerei fremd war. Als ganz junger Mann hatte er noch in einer Zeche unter Tage gejobbt, was sich später auch in dem einen oder anderen Bild von ihm niederschlug. Das Ruhrgebiet war aber nichts für ihn.

Er ging in die weltoffeneren Niederlande, die für ihn eine zweite Heimat wurden. Lernte Niederländisch und genoss dort erst mal das Leben. Mitte der 1980er zog er dann nach St. Pauli, wo er später im Art Store eine ganze Szene aus jungen Künstler*innen und Musiker*innen versammelte.

Karl war immer ein ausgesprochen politischer Mensch. Kapitalismus war für 
ihn als im Marx’schen Denken Bewanderter ganz klar Mist. Bei Antisemitismus war er keine Sekunde nachsichtig, den prangerte er in Netzdiskussionen sehr entschlossen an. Bis zum Schluss las er viel auch zu aktuellen politischen Debatten. Wenn man auf dem Weg zum Supermarkt kurz den Kopf in den 
Art Store steckte, fand man sich mir nichts dir nichts in eine längere politische Diskussion verwickelt.

Im Frühjahr 2015 kam Karl auf die erste Nachbarschaftsversammlung von 
Wohl oder Übel und stieg gleich in die sich neu gründende Initiative ein. Stellte ihr den Art Store als Stadtteilwohnzimmer am Mittwoch abend zur Verfügung. „Wohl oder übel ist natürlich eine super Initiative“, sagte er mal in seinem unverwechselbaren Gelsenkirchener Sound in einem Video. Man merkte, dass 
er nichts davon hielt, für sich zu sein. Karl unterstützte eine Sache, wenn er 
sie gut fand, sehr ausdrücklich. So wurde er auch Mitglied im Fab Lab in der Lerchenstraße.

Als seine Krankheit diagnostiziert wurde, wischte er am nächsten Tag jeden pessimistischen Gedanken weg. Er wollte auf gar keinen Fall bemitleidet werden. Bis kurz vor seinem Tod war er guter Dinge, dass sich alles zum Besseren wenden und er im Herbst mit seiner lieben Erja wieder verreisen würde.

So ist es nicht gekommen. Und darüber sind wir tief, tief traurig.

Glück auf, lieber Karl!

Ana, Anne, Christiane, Christine, Christoph, Dorothee, Gabriele, Henning, Ilka, Jan, Lars, Mara, Muhy, Nici, Niels, Songül, Sven, Tuul, Zeliha – 14. Juni 2018

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