Wir freuen uns auf Euch, bei Ausstellungen, beim LitLab und anderen Lesungen, bei politischen Diskussionen, bei Filmabenden… Das Programm findet ihr hier.
Wenn Ihr selbst etwas im Stadtteilwohnzimmer machen wollt oder einen Ort als ruhigen, mietfreien Treffpunkt braucht, funkt uns unter propagandhi@wohloderuebel.net an.
Magdalena Saiger stellte 2020 ihren Debütroman „Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes“ vor. Der brachte ihr gleich den Hamburger Literaturpreis ein sowie den Fritz-Turmler-Preis und wurde 2023 von der Edition Nautilus veröffentlicht. Umso mehr freuen wir uns, dass sie ins LitLab kommt und aus ihrem neuen Roman TRAUDEL liest.
Hauptfigur ist die vierundachtzigjährige Traudel, die wie viele andere Kinder ihrer Generation den Krieg miterleben und danach in den Trümmern Deutschlands weiterleben musste. „Es sind die Umstände eines (üblicherweise unerzählten) Frauenlebens: Kriegskindheit und Friedens(un)ordnung in der Kleinstadt, das Leben mit der täglichen Demütigung durch die materielle Armut, Volksschulbildung mit Lehrern, die von einem Mädchen, das sich schwertut, schon wissen, dass aus ihm nichts wird.“
Magdalena Saiger wird ja nicht umsonst als lyrische Erzählerin mit Preisen überhäuft. Was die Geschichte so interessant macht ist, dass die Ich-Erzählerin in kurzen Abschnitten, die in Traudels Erzählung einfließen, einen Umgang damit sucht, die Deutungshoheit, die ihr als Schreibende zufällt, nicht zu missbrauchen. Womit sich die Ich-Erzählerin selbst die Frage stellt: Wo wird die literarische Verarbeitung zum Vergreifen am Intimsten einer Frau, die selbst den Bühnen des Literaturbetriebs fernsteht?
Eine gute Möglichkeit für uns Forscher*innen des LitLabs Unterstützung zu leisten.
Wer sich in Hamburg für Literatur interessiert, hat von der Arbeit von Nefeli Kavouras wohl häufiger schon profitiert. Auf der „altonale“ vielleicht, deren literarisches Programm sie leitet. Beim „laxbrunch“, dem „Literaturschnack“ mit Anselm Neft, dessen stete Sparringspartnerin sie ist. Während der „Ham.Lit“, wo sie moderiert. Oder bei der Lektüre des „Ziegel“, dem Hamburger Jahrbuch für Literatur, welches sie mitbetreut. Haben wir etwas vergessen? Ganz sicher.
Mit diesem Rucksack selbst noch einen Roman schreiben zu wollen – das ist entweder sehr schwer, vielleicht aber auch ganz leicht. Nefeli Kavouras tut es, und am 24.10. liest sie aus
ZENTAUR.
Worum geht es? Um einen Roman in Stimmen, abwechselnd erzählt von Ruth, 54, und Lea, 16. Als Ehefrau und Tochter begleiten sie über ein Jahr das Leiden des multimorbiden Georg. Denn der schwere Pflegefall – von den Medizinern längst aufgegeben – stirbt einfach nicht. Ein Epos über den „Schrecken des Endes und die Banalität des täglichen Weiterlebens“, wie es in der Laudatio auf Nefeli Kavouras hieß, als ihr der Hamburger Literaturpreis 2023 überreicht wurde.
Zuhören also, Neues entdecken, diskutieren, feiern – so soll es sein.
Die Türen sind auf ab 20 Uhr, Beginn so gegen 20.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Getränke gegen Spende. Während der Lesung wird bitte nicht geraucht.
Vor über einem Jahr starb der Bühnen- und Kostümbildner JÜRGEN HÖTH, der seit langem auf St. Pauli lebte. Dieser Abend ist der Erinnerung an ihn gewidmet: mit Zeichnungen und Gedanken aus seinem Arbeitsraum, in dem er fulminante Bühnenbilder für das Thalia Theater, die Volksbühne Berlin, das Schauspiel Leipzig, das Theater Bielefeld sowie Theater in Braunschweig, Oldenburg, Köln, Basel, Freiburg, Kiel, Konstanz und Heilbronn schuf. Jürgen studierte in Köln Bühnenbild bei Professor Rolf Glittenberg.
Alle Zeichnungen können gegen Spende erworben werden. Die Spenden gehen komplett an das Hamburg Leuchtfeuer Hospiz, wo Jürgen seine letzten Monate gut umsorgt verbringen konnte.
Rolf Boscheinen lädt ein zu FISCH oder STIRB: ein Abend voller (Fisch-)Bretter vor den Köpfen. Auf Treibholz in Acryl gemalte Wasserbewohner mit begleitender Musik (DJ: Günter Märtens).
Drei Landtagswahlen – und keine Kampagne hat am prognostizierten Ergebnis etwas geändert: Die neofaschistische AfD ist in Thüringen stärkste und in Sachsen und Brandenburg zweitstärkste Partei geworden. Derweil kassiert die Linke überall heftige Einbrüche, in Sachsen und Brandenburg landet sie deutlich unter fünf Prozent.
Anfang März 2025 sind Bürgerschaftswahlen in Hamburg. Auch wenn ein vergleichbarer Höhenflug der AfD in Hamburg nicht zu erwarten ist, ist jedes Prozent, das sie bekommt zu viel. Die sogenannten bürgerlichen Parteien, die schon in den vergangenen Jahren in sozialen Fragen nichts Nennenswertes vorzuweisen hatten – der Mietenwahnsinn geht ungebrochen weiter –, bewegen sich unter dem Druck der AfD langsam aber sicher nach rechts. Die Linke wird vielleicht die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, aber der Politik in Hamburg wieder nicht ihren Stempel aufdrücken können.
Was folgt daraus?
Wir haben im Salon de Confluencia seit einem Jahr oft über die Strategie des spanischen Munizipalismus diskutiert, neue linke Wahlplattformen mit vielen Akteur:innen zu starten. 2015 war diese Strategie sehr erfolgreich. Einen Konsens, ob das auch hier sinnvoll oder aussichtsreich ist, gab es im Salon nicht. Dennoch hat sich im Hamburger Norden kürzlich eine neue Wählervereinigung jenseits der Parteien konstituiert: RETTET HAMBURGS GRÜN – KLIMASCHUTZ JETZT! Sozial und gerecht. Beteiligt sind unter anderem Leute aus dem alten Netzwerk Recht auf Stadt.
Wir haben Joachim Lau eingeladen, uns über die Gründung und die Ziele der Wählervereinigung zu berichten: am kommenden Donnerstag, 26. September, ab 20:00 im WOHL ODER ÜBEL, Wohlwillstr. 10.
Lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, gerne auch kontrovers, ob hierin eine Chance steckt.
Die Sommerferien sind vorbei, Eskapismus geht in den nächsten Monaten nicht mehr: Seit Sonntag Abend wissen wir amtlich, dass neofaschistische Parteien auch in deutschen Parlamenten wieder über 30 Prozent holen können. Hier in Hamburg ist Anfang März 2025 Bürgerschaftswahl. Was tun, was anschieben bis dahin?
Der Salon de Confluencia lädt zum gemeinsamen Nachdenken und Austauschen. Das Thema des Abends liegt auf der Straße.
„Die Form der Schönheit“, „Die Ästhetik des Alltags“, „Die Kunst zu Glauben“ sind nur drei Bücher des promovierten Literaturwissenschaftlers Frank Berzbach. Geschrieben hat er weitaus mehr. Wenn man an Literaturwissenschaftler denkt, dann witzelt der eine oder die andere gerne über (Triggerwarnung: Klischee plus Ironie!) alte, weiße Intellektuelle, die blutleer dozieren und sich auch optisch keine Mühe geben. Frank Berzbach ist wesentlich besser gekleidet, zudem habe ich bei einem Kaffee auf St. Pauli einen unglaublich netten, humorvollen Menschen kennengelernt, der mit leiser Leidenschaft für seine Thesen einsteht.
Vielleicht gibt dieses sein Zitat:
„Ich habe nichts gegen das Praktische, aber es ist eben nur nützlich. Lebe ich dafür?“ am besten wieder, was Frank Berzbach bewegt.
Er plädiert dafür sich Zeit für das Schöne zu nehmen und vermittelt seinen Student*innen an der Technischen Hochschule in Köln den Umgang mit Literatur und Philosophie. Und noch etwas. Nicht nur begeistert sich Frank für Schreibgeräte, Schallplatten Bücher und Tätowierungen, sondern auch für Klöster. Er schreibt für den Playboy und das Magazin „Jesuiten“. Eine spannende Mischung.
Wer schon vor dem Live-Besuch im LitLab seine Stimme hören möchte, der möge am 30.08.24 ab 9:35 Uhr den Deutschlandfunk anschalten, denn da wird Frank Berzbach mit Andreas Main über das neue Album „Wild Gods“ von Nick Cave sprechen.
Aber… „live is the real real“, deswegen ist es uns eine große Ehre, dass Frank Berzbach am 19.September aus seinem Manuskript „Wörterbuch der Lebenskunst“ im LitLab vorliest.
Wörterbuch der Lebenskunst – darum geht´s:
Diesmal stellt unser Autor Frank Berzbach einen essayistischen Text vor. Anhand von reflektierenden Erzählungen werden Bezeichnungen wie „Bildung“ oder „Zen“ begreifbar gemacht. Damit verbindet sich für Frank Berzbach „die Hoffnung, dass nachvollziehbar wird, was näher am Unsagbaren liegt; es soll um mehr gehen als um instrumentelle Vernunft.“
Wie Frank Berzbach Bildung und andere scheinbar selbstverständliche, aber wenn man so richtig drüber nachdenkt doch nicht so einfach in Worte zu fassende Begriffe erklärt und damit zum tieferen Verstehen anregt, erfahrt ihr am 19.09.24 im LitLab. (Ausnahmsweise diesmal am 3. Donnerstag im Monat)
Hans-Arthur Marsiske CYBORG MOVES-DOKUMENTATION Dorothea Grießbach | D 2003 | Video | 27 Min. CYBORG MOVES-VIDEO ART antfilm hamburg (Antje Westerhoff) | D 2003 | Video | 20 Min. Moderation und Gespräch: Irmela Kästner.
„Der künstliche Mensch ist in greifbare Nähe gerückt“, konstatierte eine interdisziplinäre Werkstatt der Tanzinitiative Hamburg bereits im Jahr 2003. Cyborg Moves lotete die Zukunft von Körper und Bewegung aus. Impulse für eine körperlich-tänzerische wie auch philosophischwissenschaftliche Recherche lieferten Science Fiction-Filme der verCyborg Moves lotet die Zukunft von Körper und Bewegung aus vergangenen 100 Jahre.
Dazu außergewöhnliche Gastbeiträge: ein Vortrag des Psychologen und Astronautentrainers Prof. Dr. Dietrich Manzey, eine Internet Performance von Hans-Arthur Marsiske alias Virtuella. 20 Jahre später haben sich die Phantasmen aus Kunst und Literatur einmal weiter in die Realität hineingeschoben. Hoch über der Stadt auf der Dachterrasse des Bunkers Feldstraße blicken wir zurück auf zwei im Prozess der Werkstatt Cyborg Moves entstandene Filme. Der Autor Hans-Arthur Marsiske alias Virtuella liest aus seinem aktuellen 2024 entstandenen Text „Das war knapp – wie ich neulich fast einen Krieg begonnen hätte“.
Samstag, 31. August 2024, 20:00. Eintritt frei, Spenden willkommen.
Würdigung der Tänzerin Scampi Nater alias Scampolo (1923–1997), mit Dieter Rühmann, Künstler und Wegbegleiter des legendären Aktmodells an der HfbK FUTUR 8 präsentiert einen Abend mit Lesungen und Filmen über Scampi Nater mit Blick auf Scampis Wirkungsstätte St. Pauli.
Wenn sie nicht reiste, lebte sie als Muse, Tänzerin, Aktmodell und Erzählerin in Teheran, Hamburg und Südfrankreich. In den 1960er und 1970er Jahren war sie eine der schillernden Figuren in der an Außenseitern reichen Hamburger Szene. Zuhause in sehr unterschiedlichen Milieus erzählte sie am Ende ihres Lebens auf 170 Schreibmaschinenseiten ihre Geschichte.
In Shahrzadeh Scampiolo (1998) von Romeo Grünfelder kommt Scampi selbst zu Wort. Grünfelder hat außerdem das Typoskript ihrer Memoiren verlegt, aus denen Irina Linke vorliest. Der Kurzspielfilm Zikaden eines unbekannten Berliner Filmemachers zeigt Scampi als Schauspielerin, die auf der Veranda eines Blockhauses an einem südfranzösischen Seeufer eine verschollene Tochter empfängt.
Donnerstag 29. August 2024, 20:00. Eintritt frei, Spenden willkommen.